Ruth Andreas-Friedrich

Wir möchten hier gern einer berühmten, vergessenen Journalistin gedenken: Ruth Andreas-Friedrich, sie war eine ungewöhnliche Frau, die sich sowohl im NS-Faschismus, als auch nach 1945 im Adenauerdeutschland humanistisch betätigte. Frauenredakteurin, Helferin von Verfolgten des NS-Regimes, und Mahnerin im Adenauerkonservativismus. Interessanter Hörbeitrag, weitere Beiträge in den Portalen: Frauen im Widerstand, sowie Deutsche Biografien.

In der Zeitschrift „Dummy“, (stark gekürzt) schreibt der Journalist Oliver Gehrs:

Sie schrieb keine umstürzlerischen Flugblätter, sie arbeitete seit 1939 als Redakteurin für die Frauenzeitschrift: „Die junge Dame“, die das Rollenideal der Zeit durchaus hochhält, sie veröffentlichte ein Buch mit dem Titel „So benimmt sich die junge Dame“, agierte politisch, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem russisch-deutschen Dirigenten Leo Borchard, gegen das NS-Unrechtsregime. Als am 19. Juni 1943 Goebbels Berlin für „judenfrei“ erklärt und die industriell organisierten Ermordungen von Frauen, Kindern, Alten in den Gaskammern täglich „5000 „Einheiten“, wie Eichmann es nannte, betrugen, da kümmerten sich Ruth Andreas- Friedrich und ihre Freunde um die 7000 in Berlin noch lebenden Juden, für die sie Verstecke, Pässe, Essen und Trost organisierten und die sie unter Einsatz ihres Lebens von einem Versteck ins andere brachten. Und auch als im Februar 1943 die Mitglieder der Weißen Rose in München festgenommen wurden, tippten sie in Berlin deren Flugblätter ab, um sie weiter zu verteilen. Nicht alle Deutschen waren „Judenfresser, Hitlerjungen und Gestaposchergen“, das wollte die „Gruppe Emil“, wie sie sich nannten, zeigen.  Und auch nach dem Krieg kann Andreas-Friedrich dafür sorgen, dass der zivile Widerstand gegen Hitlerdeutschland nicht in Vergessenheit gerät. Anfang 1947, zwei Jahre nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs, schildert sie im New Yorker Buch „Berlin Underground“, ihr Leben unter den Nazis. Unter dem Titel „Der Schattenmann“. schildert sie später das tragische Ende ihres Lebensgefährten Leo Borchard, der nach Kriegsende 1945 für zwei Monate die Berliner Philharmoniker dirigieren darf. Borchard wird an einer Westberliner Sektorengrenze versehentlich von einem US-Soldaten erschossen, weil der Fahrer die Aufforderung zu stoppen missversteht.

Weitere Informationen gibt es in der Gedenkstätte deutscher Widerstand.