Vicki Baum
Historisches Foto
Als eine Klassikerin der Weltliteratur bezeichnete Tilman Spengler im BR die Schriftstellerin Vicki Baum. Mit ihrem großen Welterfolg Menschen im Hotel, eroberte sie 1929 im Alter von 40 Jahren den Literaturhimmel. Lange war sie im Nachkriegsdeutschland beider deutscher Staaten über Jahrzehnte fast vergessen, bzw. wurde als Trivialschriftstellerin diskreditiert. Nun entdeckt man neu eine moderne Schriftstellerin, die ihrer Zeit voraus war.
Vor ihrem Welterfolg als Schriftstellerin war sie zudem eine hochtalentierte Harfenistin, spielte in diversen Orchestern in Wien, Darmstadt, Kiel, Hannover und Mannheim. Diese frühen Musikerinnen-Jahre, wie ihre Erinnerungen „Es war alles ganz anders“ eindrucksvoll belegen, scheinen die glücklichste Zeit ihres Lebens gewesen zu sein. Die außergewöhnliche musikalische Begabung von Vicky Baum zeigte sich schon früh. Bereits im Alter von 13 Jahren ging sie ans Wiener Konservatorium, wo sie zur Harfenistin ausgebildet wurde. Mit ihrem Abschluss im Jahr 1910 konnte Vicki Baum fast sicher sein, eine Anstellung zu finden. Sie wurde Harfenistin des „Wiener Concertvereins“ (heute Wiener Symphoniker). Dafür, dass sie bis in die 80/90er Jahre des 20. Jahrhunderts nach dem Einbruch des NS-Faschismus fast vergessen war, hat sie ungeheuer viel geschrieben.
Dazu hier ein interessantes Hörbuch /Podcast dazu
Hier ein Lebenslauf der Schriftstellerin Vicki Baum
Hier ein Film über Vicki Baum (BR-alpha)
Sie war eine Schnellschreiberin, ihr Werk umfasst zahllose Bände und viele Verfilmungen:
- 1914: Frühe Schatten. Das Ende einer Kindheit. Roman. Verlag Erich Reiss, Berlin.
- 1920: Der Eingang zur Bühne. Ullstein, Berlin.
- 1921: Die Tänze der Ina Raffay. Ein Leben. Ullstein, Berlin.
- 1922: Die anderen Tage. Novellen. Deutsche Verlagsanstalt, Berlin.
- 1922: Bubenreise. Eine heitere Erzählung für junge Menschen. Ullstein, Berlin.
- 1923: Die Welt ohne Sünde. Der Roman einer Minute. Deutsche Verlagsanstalt, Berlin.
- 1924: Ulle, der Zwerg. Roman. Deutsche Verlagsanstalt, Berlin.
- 1926: Tanzpause, Novelle. Fleischhauer und Spohn, Stuttgart.
- 1926: Miniaturen. Weltgeist-Bücher, Berlin.
- 1927: Hell in Frauensee. Ein heiterer Roman von Liebe und Hunger. Ullstein, Berlin.
- 1927: Feme. Roman. Ullstein, Berlin.
- 1928: Stud. chem. Helene Willfüer. Roman. Ullstein, Berlin.
- 1929: Menschen im Hotel. Ein Kolportageroman mit Hintergründen. Ullstein, Berlin.
- 1930: Zwischenfall in Lohwinkel. Ullstein, Berlin. Wiederveröffentlichung bei Kiepenheuer u. Witsch, Köln 2021, ISBN 978-3-462-00136-5.
- 1930: Grand Hotel. Translation by Basil Creighton, Bles, London. Theaterfassung von Menschen im Hotel. 1929.
- 1931: Pariser Platz 13. Komödie in 3 Akten 4 Bildern. Marton, Wien u. Berlin.
- 1932: Leben ohne Geheimnis. Ullstein, Berlin.
- 1935: Das große Einmaleins / Rendezvous in Paris. Querido, Amsterdam.
- 1936: Die Karriere der Doris Hart. Roman. Querido, Amsterdam.
- 1937: Liebe und Tod auf Bali. Roman. Querido, Amsterdam. (Love and death on Bali). Neuausgabe Köln 2002, ISBN 3-462-03122-8 (Entgegen dem Titel handelt es sich nicht um die Liebesgeschichte, sondern eine romanhafte Schilderung des von Ritualen bestimmten Lebens eines balinesischen Dorfs und seine Vernichtung durch holländische Kolonisatoren am Anfang des letzten Jahrhunderts).
- 1937: Der große Ausverkauf. Roman. Querido, Amsterdam. Wiederveröffentlichung bei KiWi, Köln 2021, ISBN 978-3-462-00138-9.
- 1939: Hotel Shanghai. Roman. Querido, Amsterdam.
- 1939: Die große Pause. Roman. Kiepenheuer u. Witsch, Köln.
- 1940: Es begann an Bord. Roman einer Tropennacht. Heyne, München.
- 1941: Marion Alive / Marion lebt. Roman. Bermann-Fischer, Stockholm. (1954 neu herausgegeben als Marion)
- 1943: Kautschuk. Roman in 15 Erzählungen. / The weeping wood Bermann-Fischer, Stockholm.
- 1943: Hotel Berlin. Joseph, London. (1947 unter dem Titel Hier stand ein Hotel. Querido, Amsterdam.)
- 1944: Beyond this Journey / Schicksalsflug (deutsche Ausgabe Querido, Amsterdam 1947.)
- 1946: Mortgage on Life / Verpfändetes Leben (deutsche Erstausgabe Bertelsmann, Gütersloh 1958.)
- 1949: Clarinda. Querido, Amsterdam.
- 1951: Danger from Deer/Vor Rehen wird gewarnt (deutsche Ausgabe Kiepenheuer u. Witsch, Köln 1953.)
- 1953: Kristall im Lehm. Roman / The Mustard Seed (deutsche Ausgabe Kiepenheuer u. Witsch, Köln 1953.)
- 1956: Flut und Flamme / Written on water (deutsche Ausgabe Kiepenheuer u. Witsch, Köln 1956.)
- 1957: Die goldenen Schuhe. Roman einer Primaballerina / Theme for Ballet (deutsche Ausgabe Kiepenheuer u. Witsch, Köln 1958.)
- 1962: Es war alles ganz anders. Erinnerungen. Ullstein, Berlin u. Frankfurt/M.
- 2013: In der Ferne das Glück. Geschichten für Hollywood. Übers. Gesine Schröder. Hrsg. Wolfgang Jacobsen, Heike Klapdor. Aufbau, Berlin 2013. ISBN 978-3-351-03527-3
- 2018: Makkaroni in der Dämmerung. Feuilletons. Hrsg. und mit einem Vorwort von Veronika Hofeneder. Edition Atelier, Wien 2018. ISBN 978-3-903005-39-6.
- 2021: Der Weihnachtskarpfen : Erzählungen. Kiepenheuer u. Witsch, Köln 2021, ISBN 978-3-462-00132-7
Verfilmungen
- 1927: Feme – Regie: Richard Oswald, mit Hans Stüwe
- 1928: Hell in Frauensee – Regie: Jaap Speyer, mit Fred Döderlein
- 1930: Stud. chem. Helene Willfüer – Regie: Fred Sauer, mit Olga Tschechowa
- 1932: Menschen im Hotel (Grand Hotel) nach dem gleichnamigen Roman – Regie: Edmund Goulding, mit Greta Garbo
- 1934: Hell in Frauensee (Le Lac Aux Dames) – Regie: Marc Allégret, mit Simone Simon
- 1936: Hélène – Regie: Jean Benoît-Lévy – nach dem Roman „Stud. chem. Helene Willfüer“, mit Madeleine Renaud
- 1940: Dance, Girl, Dance – Regie: Dorothy Arzner, mit Maureen O’Hara
- 1945: Hotel Berlin – Regie: Peter Godfrey, mit Faye Emerson
- 1945: Weekend im Waldorf (Weekend at the Waldorf) – Regie: Robert Z. Leonard, mit Ginger Rogers
- 1949: Die Karriere der Doris Hart (La belle que voilà) nach dem gleichnamigen Roman – Regie: Jean-Paul Le Chanois, mit Michèle Morgan
- 1950: Rendezvous in Paris – Regie: René Clément – nach dem Roman „Das große Einmaleins“, mit Michèle Morgan
- 1950: Verträumte Tage (L’aiguille rouge) – Regie: Emil-Edwin Reinert – nach der Novelle „Das Joch“, mit Aglaja Schmid
- 1955: Reif auf jungen Blüten (Futures vedettes) – Regie: Marc Allégret – nach dem Roman „Eingang zur Bühne“, mit Brigitte Bardot
- 1956: Studentin Helene Willfüer – Regie: Rudolf Jugert, mit Ruth Niehaus
- 1956: Liebe – Regie: Horst Hächler – nach dem Roman „Vor Rehen wird gewarnt“, mit Maria Schell
- 1959: Menschen im Hotel (Grand Hotel) – Regie: Gottfried Reinhardt, mit Michèle Morgan
- 1963: Haus der Schönheit – Regie: Eugen York – nach der Komödie „Pariser Platz 13“, mit Maria Sebaldt[21]
- 1982: Rendezvous in Paris – Regie: Gabi Kubach, mit Claude Jade
- 1983: Hell in Frauensee – Regie: Wolfgang Panzer, mit Brigitte Neumeister
- 1983: Die goldenen Schuhe (Fernseh-Fünfteiler) – Regie: Dietrich Haugk, mit Claudine Auger
- 1996: Hotel Shanghai – Regie: Peter Patzak, mit Agnieszka Wagner
Sekundärliteratur:
- Hugo Thielen: Baum, Vicki In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 44; teilweise online über Google-Bücher.
- Apropos Vicky Baum. Mit einem Essay von Katharina von Ankum. Neue Kritik, Frankfurt am Main 1998, ISBN 978-3-8015-0322-2 (=Apropos, Band 13).
- Walther Killy, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 1, 2. Auflage, Saur, München, Leipzig 2005–2008, S. 333, ISBN 978-3-598-25030-9.
- Hans-Michael Bock (Hrsg.): CineGraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film (Loseblattsammlung), vgl. CineGraph. Edition Text und Kritik, München 2013, ISBN 978-3-86916-222-5 (mit Verzeichnis der Romanverfilmungen).
- Gisela Brinker-Gabler, Karola Ludwig, Angela Wöffen: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800–1945. dtv 3282, München 1986, ISBN 3-423-03282-0, S. 27–30 (mit Werk-, Film- und Literaturverzeichnis).
- Ursula Krechel: Die Dirigentin des großen Bahnhofs. In: Volltext. Zeitschrift für Literatur, 1/2015, Wien 2015, S. 4–7.
- Sonja Nothegger-Troppmair: Die Neue Frau der 20er Jahre am Beispiel Vicky Baum: Literarische Fiktion oder konkreter Lebensentwurf. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-5946-4 (zugleich Dissertation an der Universität Innsbruck 2007).
- Nicole Nottelmann: Die Karrieren der Vicki Baum. Eine Biographie, 2. Auflage, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 978-3-462-03766-1; Taschenbuchausgabe: btb, München 2009, ISBN 978-3-442-73901-1.
- Nicole Nottelmann: Strategien des Erfolgs: narratologische Analysen exemplarischer Romane Vicki Baums. Königshausen und Neumann, Würzburg 2002, ISBN 3-8260-2305-6 (= Epistemata, Reihe Literaturwissenschaft, Band 405, zugleich Dissertation an der Universität Dortmund 2001).
- Corinna Heins, Anne Jäger: Frauen in der List / Vicky Baum, Autorin (1888–1960). In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 60 (2006), S. 251–254
- Wolfgang Beutin: Eine Wienerin in Berlin: Vicky Baum (1888-1960). In: Berlin – Wien. Eine Kulturbrücke. Beiträge einer internationalen Konferenz (Pankower Vorträge Heft 102), Berlin 2007, S. 58–64.
- Peter Petersen: Die zwei Leben der Vicki Baum. In: mr-Mitteilungen 66, Juni 2009, S. 1–6.
- Yvonne Schymura: Vicki Baum. So herrlich lebendig. Romanbiografie. Herder, München 2017, ISBN 978-3-451-06817-1